Romanwege

Wege, Reisen und Stimmen führen zum Roman und durch ihn hindurch. Im "Essay" schreibt die Autorin über die Entstehungsgeschichte des Buches sowie über das Projekt begleitende Gedanken, Erfahrungen, (eigene innere) Widerstände. Seit dem 21. August haben wir uns mit den Figuren durch den Roman bewegt: Jede Figur stellt sich in einem Textauszug vor. Dabei markieren die Stammbäume die verwandtschaftlichen Verbindungen der Figuren untereinander. Mit "Es spricht: Emil" endete diese Serie. Mit einer Leerstelle. Zu Emil gibt es keinen Textauszug. Denn im Roman spricht er kaum. Verstummt zusehends. Und doch zieht sein Schweigen wie ein geheimer Strom durch all die anderen Erzählungen. Beinahe bis zum Schluss erscheint seine Geschichte im Spiegel der anderen Figuren. Spiegelungen waren auch das Thema der zweiten Beitrags-Serie Wegstücke, die Sie in dieser Rubrik nachlesen können. Im Roman spielen sie eine wichtige Rolle. Denn die Geschichten der neun Ich-Erzähler überschneiden sich. Darüber hinaus spiegeln sich zahlreiche Motive in zwei- oder mehrgliedrigen Ketten ineinander. Einige dieser Mikrogeschichten haben wir hier unter den Überschriften „Zugfahren“, „Erinnerungen der Figur Hannes“, „Wolf und Fuchs“ sowie unter dem Stichwort „Essen“ veröffentlicht. Unsere Reise durch den Roman endet nun: Mit dem Gedicht wulkan (lwiw – wrocław – berlin), das dem neuen Lyrikband von Ulrike Draesner, "SUBSONG“ (Luchterhand Literaturverlag Nov. 2014), entnommen ist.

wulkan

wulkan (lwiw – wrocław – berlin)   weißt du wie es ist wenn man schleudert (das fallende laub) ...

Essen (5)

Boris erzählt, wie Boris und Simone versuchen, sich miteinander zu unterhalten Gekreuzte Holzspeere, ...

Essen (4)

Hannes, angekommen in Bayern, geht in den Wald Anfang August hackte er bei einer Witwe im Dorf zwei ...

Essen (3)

Halka erzählt aus Wrocław Die neue Person, die auf der Bahnfahrt geschlüpft war, wuchs und wuchs. Sa ...

Essen (2)

Eustachius erinnert sich Zuweilen kam mein gesamtes Leben mir so vor: einen engen, nur einen Mensch ...

Essen (1)

Simone und die Träume aus einem anderen Leben Kelche, Schalen, Vasen, Gläser – ein flimmernder, herr ...

Wolf und Fuchs (6)

Hannes, nach 25 Jahren in München Wenn man wartet und wartet, sagte ich zu Eustachius, sitzt man irg ...

Wolf und Fuchs (5)

Hannes erzählt Eustachius kam im Dezember 1930 zur Welt. An einem noch winterlichen Morgen neun Mona ...

Wolf und Fuchs (4)

Eigentlich aber ist es der Fuchs, der zu Hannes gehört Ein Sprung Rehe, eine Rotte Wildschweine, ein ...

Wolf und Fuchs (3)

Auch Hannes begegnet dem Wolf: (Kriegsgefangenschaft in Russland) Niemand draußen wusste, ob oder wo ...

Wolf und Fuchs (2)

Simone erzählt eine Gute-Nacht-Geschichte nach, die Eustachius gern erzählte: In den Wäldern um die ...

Wolf und Fuchs (1)

Eustachius erinnert sich Als ich an einem dieser Junimorgen am Teich den Kopf hob, stand schräg vor ...

Hannes erinnert sich (2)

»Ein schweigsamer Bäcker ist ein braver Bäcker«, sagte Mutter enthusiastisch, »er spuckt nicht in de ...

Hannes erinnert sich (1)

Für ihn, den Kranken, gab es einen neuen Arzt in Breslau, Dr. Winsch. Er sagte, Emils linke Gehirnhä ...

Zugfahren (3)

Halkas erster Morgen in Wrocław, Ende Mai 1945 Sonnenstrahlen brachen durch die Ligusterhecke, Vögel ...

Zugfahren (2)

Lilly erinnert sich Drechslers hatten uns ein Stück mit ihrem Holzvergaser mitgenommen, drei Kilo Ho ...

Zugfahren (1)

Simone denkt an Eustachius Typisch. Stets in Bewegung, der Mann, selbst wenn er saß, und er wollte v ...

Es spricht: Halka

Ich erzählte niemandem von ihm, nicht einmal Mamuśka, die, kaum 40 Jahre alt, noch immer schön, zune ...

Es spricht: Jennifer

Boris, den Ausdruck abgeklärter Geduld im Gesicht, den er sich während meiner Pubertät zugelegt hatt ...

Es spricht: Esther

Das Arrangement brachte uns über die nächsten Wochen. Ende November fiel Stach die Stufen an seiner ...

Es spricht: Hannes

Doktor Winsch, sagte Ewald, stamme aus Hannover. Vor ein paar Jahren sei er nach Breslau versetzt wo ...

Es spricht: Lilly

SS und Polizei patrouillierten. Die hohen Stadthäuser, Fassaden voller Erker und Gesimse, lagen eben ...

Es spricht: Boris

Seine Wangen hatten sich gerötet. Als misslungener Krake stand er vor mir, vier schlenkernde Gliedma ...

Es spricht: Simone

Andere dachten bei »weggemacht« an ihre Teeniezeit, Abtreibungsdiskussionen, § 218. Ich sah die imme ...

Es spricht: Eustachius

Mutti schlief, als ich das zweite Mal von Emil zurückkam. Ich setzte mich zu ihr und rechnete leise. ...

Essay (2)

Sabine Bodes vor knapp zehn Jahren erstmals veröffentlichte Interviews mit Kriegskindern, Menschen d ...

Essay (1)

Sich umzudrehen ist gefährlich. Lots Frau erstarrt zur Salzsäule. Sich umzudrehen ist schön: Wer sic ...