Simone denkt an Eustachius Typisch. Stets in Bewegung, der Mann, selbst wenn er saß, und er wollte viel sitzen, weil so die Bewegung gezähmt war, er liebte es, an einem festen Punkt zu verharren, während er sich bewegte, also fuhr er mit dem Auto zu seinen Kongressen, während in der Bahn alles in ihm nur noch stärker in Unruhe geriet, er im Zug auf und ab lief, obwohl sich der Zug ohnehin bewegte, die Mitreisenden bemerkten es natürlich und sahen ihm die mangelnde Sesshaftigkeit an. Wir Kinder hatten das nicht, „wenigstens haben die Kinder das nicht“; man verbot uns das
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Archives for Eustachius Grolmann
Pongoland
Pongoland: das Menschenaffenhabitat des Leipziger Zoos (Pongo: der lateinische Name der Gattung Orang Utan). Die weltweit größte Menschenaffenanlage stellt sich für den Zoobesucher als Nachbildung eines Forschercamps an der Elfenbeinküste dar. Als Wolfgang-Köhler-Primaten-Forschungszentrum, das wissenschaftliche Forschung mit zeitgemäßer Tierhaltung und -präsentation verbindet, gehört sie zur Abteilung Vergleichende und Entwicklungspsychologie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Zoobesucher haben die Möglichkeit, die Menschenaffen in den Außen- und Innengehegen der Anlage zu beobachten und sich über die Durchführung der wissenschaftlichen Studien zu informieren. Mittelpunkt ist eine 12 bis 19 Meter hohe und 1.600 m² große Tropenhalle mit fünf naturnahen Anlagen. Künstliche Fels- und Uferformationen sowie ein
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Ambrosiana
Ambrosiana: Biblioteca Ambrosiana in Mailand, eine der bedeutendsten europäischen Bibliotheken für mittelalterliche Schriften und Dokumente wie Zeichnungen, Graphiken und Urkunden. Den Hinweis auf die dort aufbewahrte hebräische Bibel, die das Ende der Menschheitsgeschichte als Tierwerdung des Menschen darstellt, verdanke ich Giorgio Agamben, bei dem ich ihn nicht wiederfinde. Eustachius Grolmann: „… da säßen die Gerechten in paradiesisch lichten Schatten, verzehrten die biblischen Ungeheuer, diese mächtigen Vorräte Gottes, etwa den Fisch Leviathan, zusammengerollt in den Wassern, größer als der Erdmond, ebenso den roten Ochsen Bethemoth, und offenbarten dem Betrachter ihr tierisches Antlitz: den Reißschnabel des Adlers, die widerleuchtenden Augen der Raubkatze,
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verzogen
verzogen: lange Zeit hieß der Roman „Die Verzogenen“. Der Begriff umreißt die Ausgangsfrage: welche Folgen haben die Zwangsvertreibungen in Polen und Deutschland von 1945? Was ist für die betroffenen Menschen aus dem Lot geraden? Welche Ängste begleiten sie seither? Meine weibliche Vaterverwandtschaft hortete Lebensmittel. In den Kammern einer Großtante, die 2013 in hohem Alter verstarb (Jahrgang 1916) fanden sich 53 Honiggläser, 119 Zigarettenstangen, über 500 Wein- und Kognacflaschen, 44 Flaschen Eierlikör, 57 Dosen mit eingemachten Pfirsichen. Und vieles mehr. Genauigkeit, zwanghafte Gründlichkeit, Sehnsucht nach Besitz? Eustachius Grolmann rückt Bilder gerade. Die Geste gilt nicht eigentlich dem Bild, sie gilt der
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Vlek spricht (Yerkish)
(Polski: Małpy. Übersetzung: Karolina Kuszyk) Eustachius Grolmann, Jahrgang 1930, Kriegskind, Flüchtling, fürchtet sich vor Menschen. Er weiß warum. Mit Tieren hingegen versteht er umzugehen. Er ist alt, doch eine Frage lässt ihn, den Neurologen und Verhaltensforscher, nicht los: Wie kann es sein, dass Menschen Menschen töten? Warum sind Menschenaffen anders? Sind sie es wirklich? Als er zu studieren beginnt, glaubt man an das Gute wenigstens in diesem Geschöpf: innerhalb einer Art töten sie einander nicht. Seine Tochter Simone sieht das anders: „Er hat 40 Jahre an Primaten geforscht. Bei ihm meinte Primaten: Menschenaffen. Ich forsche seit über 20 Jahren an Primaten:
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