Archives for Kriegskinder

Kondensmilch

Kondensmilch: fetter, zuckriger Traum der 50er Jahre, heimliches Nahrungsmittel der einst hungernden, jetzt dick werdenden Erwachsenengeneration des Krieges. Die Milch wird erhitzt, eingedickt, homogenisiert, gezuckert oder auch nicht, abgefüllt. Sie ist leicht bräunlich, dickflüssig, schmeckt kurz nach Karamell. Nahrhaft und fett. Das wichtigste Gefäß auf dem Kaffeetisch. Erinnere ich mich wirklich daran, dass mein Großvater in der Küche stand und rasch, direkt aus dem Kühlschrank, einen Schluck aus der Bärenmarke-Dose nahm? Ich glaube nicht. Wahr ist es doch. Als Erfinder der Kondensmilch in Dosen gilt übrigens der französische Konditor Nicolas Appert. 1810 wurde er für seine besonderen Leistungen auf dem
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Katastrophensehnsucht

Katastrophensehnsucht: Haupteindruck nach der Lektüre zahlreicher Selbstzeugnisse von Kriegskindern. Eines der Lebensmuster, die sich abzeichneten: nach 20 oder mehr Jahren Ehe/Partnerschaft wird die Beziehung ohne erkennbaren tieferen Grund „gekündigt“: das Flüchtlings-„Kind“ reist ab. Möglich auch in Bezug auf langjährige Arbeitsverhältnisse. Der Drang, einen Bruch im eigenen Leben zu erzeugen, der dieses Leben (noch einmal) in seinen Grundfesten erschüttert, wird so übermächtig, dass der Betroffene nachgibt.
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