Schweigen: „Kein traditionelles Narrativ hält einen Begriff des Kontinuums bereit, in dem es möglich wäre, in der Vergangenheit gestorben zu sein und in der Gegenwart weiterhin zu leben.“ Das Grundgefühl, tot zu sein oder als Toter weiterzuleben, sei nicht erzählbar. So Stephan Braese, in: Psyche, Sonderheft Vergangenheit in der Gegenwart: Zeit – Narration – Geschichte, „Zwischen Trauma und Publikum“, S. 966.
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Monthly Archives September 2014
to case
to case: englisch, „etwas in Kisten verpacken“. Lilly wird Ende der 40er Jahre „Caserin“ in einer amerikanischen Kaserne, sie verpackt technisches Gerät ebenso geschickt wie sie Präsentkörbe für Marschälle zusammenzustellen weiß. So dass Leichtes schwer aussieht, oder umgekehrt. Auf den Paketen steht „handle with care“. Als „case“ fühlt Lilly sich selbst. Auch sie und ihre Familie wurden „verschickt“, allerdings ohne „handle with care“. Als sie versteht, dass im Englischen „whole“ und „hole“ zwar gleich klingen, aber zwei Bedeutungen haben, eben „ganz, heil“ und „Loch“, gerät sie ins Grübeln. Ist etwas nur ganz, wenn es ein Loch hat? Zerstört ein Loch
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Lastenausgleich
Lastenausgleich: Geldzahlung und Kreditwährung nach dem Gesetz zum Lastenausgleich, das am 1. September 1952 in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft trat. Es hatte zum Ziel, Deutschen, die infolge des Zweiten Weltkrieges und seiner Nachwirkungen besondere Nachteile erlitten hatten, eine finanzielle Entschädigung zu gewähren. Die Lastenausgleichsleistungen betrugen bis Ende 1982 insgesamt rund 115 Mrd. DM, waren aber damit noch nicht beendet. Als sogenannte Hauptentschädigung wurde Geld in Relation zum erlittenen Vermögensschaden für Grundstücke, Immobilien, Firmen oder Fabrikanlagen gezahlt. Auslöser für den Lastenausgleichsgedanken war das Ziel, der großen Gruppe der Vertriebenen schnell und effizient zu helfen. Das Lastenausgleichsgesetz definiert sie in §
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Bifej
Bifej: schlesisch für das „Buffet“ (das Küchenmöbel)
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Erik Deutscher: Grenzgang
Mein Vater ist Jahrgang 1933, er floh Anfang 1945 mit seiner Familie aus Breslau nach Süddeutschland. Obwohl ich (Jahrgang 1965) noch nie in Schlesien war, beschäftigt mich das „Thema“ Schlesien, das für mich die Sehnsucht nach Heimat einschließt, seit einigen Jahren immer mehr. Im Schreiben finde ich eine Möglichkeit, mich mit der Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Ulrike Draesners bewegender Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“, ihre lyrische Sprache, haben mich gleich angesprochen, nicht nur weil das Buchcover mich an meine Fotografie erinnerte, die ich für mein Gedicht „Grenzgang“ (2013) gewählt habe … (c) Erik Deutscher, 2014 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen”
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Johannes Heiner: Kriegskind
1940 geboren, mein Vater 1942 in Russland gefallen, ich habe keine bewusste Erinnerung an ihn, dann die ausgebombte Stadt Gießen, in der ich aufgewachsen bin, das Sitzen in den Kellern, während die Bomben fielen, das Laufen durch brennende Straßen. Nie wieder Krieg! Nie wieder NS! So hat der Krieg mich auf den Weg zum Heute gebracht. Danke für Ihr großes Werk. Es hilft mir, die schlimme Vergangenheit differenzierter zu sehen. (c) Dr. Johannes Heiner, Schriftsteller in Franken, 2014 —————————- In der Rubrik “Selbst-Erzählen” veröffentlichen wir Texte von Lesern.
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Es spricht: Lilly
SS und Polizei patrouillierten. Die hohen Stadthäuser, Fassaden voller Erker und Gesimse, lagen ebenfalls dunkel, keine Laterne brannte, die Stadt versuchte, sich zu verstecken, nicht da zu sein, heimlich von ihrem Erdboden zu kriechen, viele Wohnungen standen wohl bereits leer, in the dead of the night, hörte ich später, ein Leben später, just tell us how did you leave? how did it break your heart? die Amis waren simple and straightforward, »tell us«, die Amis wussten Bescheid und waren ahnungslos, Mai einsneunvierfünf. Lilly, das Kind, hatte den strahlend weißen Zuckerbahnhof geliebt, eine mittelalterliche Wunderburg, Fialen, Flaggen, Fenster, der Eingang von
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