Ober-Ost: Kurzbezeichnung für eine der wenigen „Kolonien“ des Deutschen Kaiserreiches. Gebiet des Oberbefehlshabers der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten ab 1915 (Kurland, das Gebiet des heutigen Litauens, einige damals noch litauische, heute polnische Distrikte sowie der Westen Weißrusslands). Bis zum Spätsommer 1915 war es deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen gelungen, die russische Armee aus fast ganz Polen, Kurland und Litauen zurückzudrängen. Man bildete in Polen das unter Zivilverwaltung gestellte k. u. k. Generalgouvernement Lublin sowie das deutsche Generalgouvernement Warschau, stellte das nordöstlich davon liegende Territorium Ober Ost hingegen unter Militärverwaltung.
Hauptziel der Besatzung war die wirtschaftliche Nutzung des Landes; seine ethnisch und religiös heterogene Bevölkerung von rund drei Millionen Menschen wurde mit Hilfe deutscher, von Offizieren und Soldaten umgesetzter Kulturarbeit diszipliniert. Goethe, Schiller, Entlausung. Das Gebiet bekam eine eigene Währung (Ost-Mark oder Oberost-Mark und Ost-Rubel) sowie eigene Aufdruck-Briefmarken.
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