Archives for Sprache

mangmang

MANGMANG: abgeleitet aus den Worten mang für ‚Granne‘ und wang  für ‚Ährenborste‘ bedeutet das chinesische mangmang „unendlich“. Der Dichter Yang Lian erklärt im Lexikon der sperrigen Wörter (Stuttgart 2010, S. 149ff.), dass das älteste chinesische Zeichenlexikon, das Shuowen jiezi, das Zeichen als „extremes Ende von Gräsern“ definiere. Lian fährt fort: „Für sich genommen und in seiner nicht verdoppelten Form lässt dieses Schriftzeichen also an Begriffe wie „scharf“ oder „spitz“ denken und generiert in Verbindung mit einem weiteren Schriftzeichen Begriffe wie „Dorn“ oder „Speerspitze“. Aber wenn man inmitten eines weiten Feldes steht, wenn man den Wind über das türkisgrüne Meer blasen
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Essay (2)

Sabine Bodes vor knapp zehn Jahren erstmals veröffentlichte Interviews mit Kriegskindern, Menschen der Jahrgänge 1930 bis Anfang der 40er Jahre, die die Zeit des Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Folgen als Kinder bzw. Jugendliche erlebten, halfen mir weiter.
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Wegewirklichkeit

Wegewirklichkeit: für den Roman erfundenes Wort. Teil der spezifischen Erfahrungsrealität einer Flucht. Hinzukommen, bei den einen: die Kämpfe am Ende des Krieges, das Winterwetter. „Unterkommen“, bei jemandem einschlüpfen. Ausgebombt werden. Alle Wege verstellt. Hunger, Erfrierungen, Schmerzen. Umkehren? Krank sein? Zu dritt ist man aufgebrochen. Nach drei Monaten Flucht ist man nur noch zu zweit. Wegewirklichkeit? Das Glück (und die Dankbarkeit dafür), wenn es überhaupt einen Weg gibt. Bei den anderen: drei Wochen Fahrt in einem offenen Güterwaggon. Mit fremden Familien viel Gepäck, einem Pferd, einer Kuh. Bewacht von Russen. Stark bewacht. Nichts zu sehen vom Weg. Man ist blind, wird
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Luger

Luger: eine Pistole, eigentlich 08 oder Parabellum-Pistole, manchmal nach ihrem Konstrukteur, dem Österreicher Georg J. Luger, kurz „Luger“ genannt. Die Bezeichnung „Parabellum“ rührt von dem lateinischen Spruch Si vis pacem, para bellum („Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor“), dem Warenzeichen und der Telegrammadresse der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG in Berlin. Im Süddeutschen bedeutet das Wort ‚lugen‘ nach jemandem Ausschau zu halten, zu spähen, um eine Ecke zu blinzeln. Über ‚Lug‘ wie in „Lug und Trug“ ist der Name klanglich mit „Lüge“ verbunden. Spähend und gemein komm die Luger-Kugel (böser Reim) um die unwahrscheinlichste Ecke geflogen.
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Schnakala

Schnakala: schlesisches Kosewort für Enkel. Eine Freundin, die ich noch aus dem Studium kenne, überraschte mich beim Aufschlagen des Romans damit, dass ihr das Wort vertraut war. Meiner Meinung nach stammte sie aus Kiel. Nun unterhielten wir uns über die Herkunftsgeschichten unserer Eltern, die in den 80er Jahren, als wir gemeinsam studierten, keine Rolle spielten. Das lag an unserem Alter, gewiss. Hinzukommt allerdings, dass es keinen gesellschaftlichen Raum gab (zu dem wir hätten gehören wollen), in dem das Thema überhaupt sprechbar gewesen wäre.
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Sei froh, dass du lebst

Sei froh, dass du lebst: Ursprünglich stand hier: „Diesen Satz verdanke ich Sabine Bode und ihren mit zahlreichen Kriegskindern geführten Interviews. Viele von ihnen berichteten, dieses „sei froh, dass du lebst“ nach der Flucht bzw. nach dem Krieg häufig gehört zu haben, insbesondere von ihren Müttern. Die jedes Klagen damit im Keim erstickten. Ein erschlagender Satz.“ Was hier stand, ist richtig. Dennoch stimmt es nicht: ich selbst noch habe diesen Satz aus dem Mund meines Flüchtling-Vaters zu hören bekommen. Wenn auch mit kleinen Abwandlungen: „Sei froh, dass es dich gibt“. „Sei froh, dass du im Frieden lebst.“ „Sei froh, wie
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