Der Roman

The novel, Sieben Sprünge vom Rand der Welt, retells the life story of the behavioral scientist Eustachius Grolmann, born in Silesia 1930.

www.der-siebte-sprung.de offers narratives surrounding this narrative endeavor: research, discovered materials and discarded materials, voyages through Germany and Poland, voyages through time.

“One drags along the paths of an escape throughout an entire life.” Is that really true? And who is “one”?

The novel and the website pose the following question: how do forced migration and violence impact a human being? How long does a postwar period last? What did it mean to be the child or the child of child belonging to somebody who fled his or her native land, during the 1960s and 1970s? What does it mean today?

In this novel, the voices of nine people from four generations may be heard, voices of those living and of those who have deceased, the voices of Germans and of Poles. Nine perspectives on “a” human being, the “truth” looked at from nine points of view.

www.der-siebte-sprung.de recounts “facts” and materials that have been collected, observed, rendered, distorted, felt. read more


The website

invites you to retell this material anew for yourself.

“During a good day, my head could bear the alpine winds, those winds offered me solace, and the story then went like this: we had saved a child, had saved our lives […]. Whenever the winds were hard and rough, the story went like this: we had lost a child, had lost our inheritance, every grave, lost a piece of ourselves, the bond with the past, the anchorage in property and stability, the trust”. read more


Sieben Fragen an Ulrike Draesner

„Sieben Sprünge vom Rand der Welt“… … erzählt die Lebensgeschichte des Kriegskindes und Affenforschers Eustachius Grolmann, geboren 1930 in Schlesien, der im Januar 1945 mit seinen Eltern und seinem behinderten Bruder Emil durch den Breslauer Winterwald gen Westen floh. Neun Ich-Erzähler aus vier Generationen kommen in dem Buch zu Wort. Als Leser muss man sich immer wieder auf neue Perspektiven einlassen. Warum braucht es diesen Chor an Stimmen, um diese Geschichte zu erzählen? Weil es „die historische Wahrheit“ zu den Geschehnissen 1945 in Europa und zu ihren bis heute spürbaren Folgen nicht gibt. Es gibt verletzte, geschädigte, traumatisierte Menschen. Verluste allenthalben: der „Heimat“, der nächsten Angehörigen, des eigenen Ichs. Die Schrecken und Schönheiten des Weiterlebens, willkürliche und unwillkürliche Erinnerungen. So erzählen neun Menschen den Roman, Mitglieder zweier Familien, und doch spricht jeder einzeln: von seinen Geheimnissen her, seinem Sich-Zurechtbiegen der Wirklichkeit, seinem Sprung vom Rand der Welt. Ein Chor von Stimmen auch, um das Kollektive des Geschehens zu fassen. Etwas, das weit über den noch immer national und generationell bestimmten Denkrahmen „Flucht und Vertreibung“ (deutsch, alle Betroffenen verstorben oder hochbetagt) hinausreicht. … ist also ein Roman in Stimmen. Ein Stimmenort deiner Kindheit war das Wohnzimmer deiner schlesischen Großeltern väterlicherseits. In diesem geschützten Rahmen fanden die Flucht, die verlorene schlesische Heimat und das Gefühl des Verzogenseins einen Hallraum. Wie hast du die Atmosphäre in dem Wohnzimmer damals als Kind wahrgenommen? Sie war faszinierend und erschreckend, etwas vor der bayrischen Außenwelt Verborgenes, zu dem ich Zugang hatte. Darauf war ich stolz. Und begegnete zugleich einem Raum unsichtbarer Schmerzen, einem inneren, essentiellen Raum, der etwas davon ausdrückte, was meine Großeltern, ihre Freunde und meinen Vater so merklich von meinem bayrischen Familienteil unterschied. Heute würde man es vielleicht als Gebrochenheit bezeichnen, die tiefe Erfahrung eines Verlustes und der ihm folgenden Demütigungen dort, wohin es einen „verschlagen“ hatte. Ein politischer Raum zudem: ich erinnere mich an endlose Diskussionen darüber, ob man nach Polen reisen solle oder nicht. Manche fuhren und berichteten davon, andere, wie meine Großeltern, schreckten davor zurück. Kleine Durchbrüche, großes Schweigen. Ich glaube, ich lernte in diesem Wohnzimmer viel über nichtsichtbare und nicht aussprechbare Wirklichkeiten. Für das Schreiben des Romans war die Erinnerung hieran wichtig: als Lotung, sozusagen. Die Hauptarbeit hieß für mich ja, immer wieder dieses Schweigen zu berühren und es hinüberzuziehen, zu übersetzen in sprachlichen Ausdruck. zum vollständigen Interview