mangmang

mangmang #7terSprung

MANGMANG: abgeleitet aus den Worten mang für ‚Granne‘ und wang  für ‚Ährenborste‘ bedeutet das chinesische mangmang „unendlich“. Der Dichter Yang Lian erklärt im Lexikon der sperrigen Wörter (Stuttgart 2010, S. 149ff.), dass das älteste chinesische Zeichenlexikon, das Shuowen jiezi, das Zeichen als „extremes Ende von Gräsern“ definiere. Lian fährt fort: „Für sich genommen und in seiner nicht verdoppelten Form lässt dieses Schriftzeichen also an Begriffe wie „scharf“ oder „spitz“ denken und generiert in Verbindung mit einem weiteren Schriftzeichen Begriffe wie „Dorn“ oder „Speerspitze“. Aber wenn man inmitten eines weiten Feldes steht, wenn man den Wind über das türkisgrüne Meer blasen sieht, läuft in seinen sich auf und ab bewegenden Wellen die leuchtende, harte Grasspitze plötzlich aus in einen gleichmäßig grünen Teppich und umhüllt dich mit einer unerwartet sanften Zärtlichkeit.“

Der Gedanke beeindruckte mich sogleich: unendlich ist nicht das Wasser-, sondern das Gras- und Erdmeer. Zumindest für Menschen, die in Regionen wohnen, wo Landwege sich über tausende von Kilometern erstrecken. Was sich mit meinem Landgefühl im nördlichen Osteuropa verband, wo man die Mächtigkeit der Erden und Gesteine, ihre Streckung und schiere Weite Richtung Osten in den Füßen zu spüren meint.

Wie sagt Lian: Doppelung und Zärtlichkeit.  Zwischen den Sprachen geht die Reise so: mögen/mangmang.