Der mechanische Kaiser

Wilhelm II und seine Generäle #7terSprung wikipedia.de PD

der mechanische Kaiser: gemeint ist Wilhelm II.; der Ausdruck „der mechanische Kaiser“ entstand, nachdem ich Günther Anders’ Erinnerung an das „Kaisermanöver“ in Breslau gelesen hatte. Anders, der 1966 nach fünfzig Jahren Abwesenheit seine untergegangene Kindheitsstadt besuchte, schreibt (Besuch im Hades, München 1979, S. 87f.):

„Fahren Schweidnitzerstraße und Schmiedebrücke hinunter. Nicht zu glauben, wie kurz die Strecke bis zur Universität ist, die Strecke, für die Vater täglich, wenn er zu seinen Vorlesungen fuhr, gute vierzig Minuten rechnen musste. In den wohl zwanzig Jahren, die er in Breslau zugebracht hat, hat der Ärmste diese Strecke gewiss mehrere tausend Male zurückgelegt, aber immer nur zu Fuß oder in der Elektrischen. Auto? Hätte man ihm im Jahre 1906 prophezeit, dass sein Sohn einmal im Jahr 1966 diese Strecke im ‚Automobil‘, sogar im eigenen, zurücklegen würde, er hätte diese Weissagung für ebenso albern gehalten wie die, dass sein Sohn einmal Bürgermeister von Breslau werden würde. Und ich, sein Sohn, hätte dem Propheten noch weniger geglaubt. Denn für mich waren die ersten Autos damals etwas durchaus Übernatürliches, von dem allerersten, das ich in Breslau gesehen, zu schweigen: denn das war die hochrädrige Triumphkarosse, in der der Kaiser, der zu seinem ‚Kaisermanöver‘ nach Breslau gekommen war, langsam durch die Garten- und die Schweidnitzerstraße schwebte (ich glaube: als Kürassier verkleidet, in riesigen Stulpenstiefeln und mit einem ungeheuren beschweiften Helm…)“.

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